Auf der Flucht

Die Letzte Etappe von Nigeria nach Deutschland
Ankunft am HBF, Freiburg

Als ich letzten Samstag Nachmittag auf dem Weg nach Freiburg am Bahnhof in Weil am Rhein umsteigen musste, kam Emeka, ein Flüchtling aus Nigeria, auf mich zu. Er wollte wissen, ob ich ihm beim Lösen des Zugtickets behilflich sein kann. „Kein Problem“ meinte ich, „Wo soll es denn hingehen?“ „Wir wollen nach Karlsruhe, um dort Asyl zu beantragen“ sagte der erschöpfte junge Mann. Wir holten ein Baden-Württemberg-Ticket für ihn und seine 5 Weggefährten und stiegen gemeinsam in den Zug. Sie sprachen über ihre Flucht und dass sie gerade aus dem schweizerischen Chiasso kommen.

Schon nach den ersten paar Haltestationen tauschten wir unsere Kontakte aus. Sie zeigten mir verstörende Bilder aus ihrer Heimat, von den Greultaten der Boko Haram und den Leichen am Straßenrand. Ganz schon heftig! Noch ein paar Stationen weiter hatte ich Emeka, Alekander, Chima, Osas, R. Rally und einen weiteren Emeka als Facebook-Freunde hinzugewonnen. Ich dachte mir, wenn wir jetzt schon Socialmedia-Freunde sind, dann kann ich die Jungs auch zum Abendessen einladen. Sie hatten alle gehörigen Hunger.

Gemeinsames Essen im Studio in Freiburg

Eine Stunde später kochten wir gemeinsam im Sportstudio Freiburg Spaghetti. Felix Groteloh, Fotograf im gemeinsamen Studio, brachte kurzer Hand ein Fotosetting an den Start, um Portraits von den Reisenden zu schießen. Alle freuten sich über das spontane Foto-Shooting und Chima meinte, dass Bild wäre ideal, um eine deutsche Frau zu finden, wenn die alle so nett sind wie Felix und ich, dann möchte er nämlich eine Freiburgerin als Freundin haben. Alle lachten.

R. Rally
Chima Kemenuwa Chimaroke
Osas Belet
Alexander Asom
Ogwu Emeka
Emeka Otikpor

Nach einer Runde Cappuccino brachte ich die sechs Nigerianer in meinem kleinen Golf zur Erstaufnahmestelle nach Freiburg. Als ich mich verabschiedet hatte und sie mit ihrem spärlichen Gepäck zu den Securitys am Eingang gingen, war ich immer noch berührt von dieser Begegnung.

Jungs ich hoffe nur das Beste für euch und dass ihr einen Platz findet, an dem ihr euch zu Hause fühlt. Weit weg von den grausamen Bildern, die ihr auf eurem Handy und in euren Köpfen mit euch herumtragt.